Fishbowl? Das ist doch so ein dickes bauchiges Goldfischglas mit einem einzelnen und neugierigen Fisch, der immer ein wenig gestresst aussieht, oder?
Ja, das trifft es ganz gut, und es sieht so aus.
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Wer ist denn in diesem Fall der gestresste Goldfisch, und was soll das bringen?
Gemach! Genau darum geht es hier.
Rahmenbedingungen
Seminarphase: Abschluss, Vertiefung, Praxistransfer
Zeit: 20 – 60 Minuten
Teilnehmer: mind. 8 – 24
Material: Je nach Thema evtl. Moderationsmaterial für die Dokumentation der Diskussionen
Raum: Platz für einen Stuhlkreis in der Mitte des Raumes, oder auf einer Bühne, die anderen Teilnehmer sollten die Diskutierenden gut sehen können
Was bringt diese Übung?
Die Methode…
- gibt allen Sichtweisen zu einem Thema im Raum die nötige Aufmerksamkeit.
- zeigt auf, dass es für ein Thema viele Facetten gibt, denn jeder Teilnehmer spricht seine Sicht der Dinge an.
- hilft, Unsicherheiten und Fehler zu entdecken, zu diskutieren und auszuräumen. Sowohl im Gespräch der Teilnehmer untereinander, als auch in Rücksprache mit dem Trainer.
- ebnet den Weg zum Praxistransfer, sofern die Diskussionen auch Platz lassen für Best-Practice-Beispiele.
Was brauchen Sie für diese Übung?
- Platz für einen Stuhlkreis mit ausreichend Platz drumherum, damit alle Teilnehmer, die aktuell nicht am Fishbowl teilnehmen ausreichend Platz mit Blick auf die Gruppe im Fishbowl haben.
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- Stoppuhr für 5 (10 oder 15 …. )-Minuten-Intervalle
- Eine klare Arbeitsanweisung, die gut von allen Teilnehmern eingesehen werden kann.
In welchen Varianten können Sie diese Methode in Seminar und Webinar einsetzen?
- Eine Variante ist der Ersatz einer Gruppenpräsentation.
Die Teilnehmer bearbeiten ihre Aufgaben in der Kleingruppe, und machen sich während der Bearbeitung Notizen.
Dann stellen sie diese Ergebnisse im Plenum in den wichtigsten Punkten noch einmal vor, und teilen gleichzeitig dem Plenum ihr Ergebnis mit. Es ist, als würden alle anderen bei diesem fachlichen Gespräch lauschen.
Das hat den Vorteil, dass den Zuhörern nicht nur die Ergebnisse präsentiert werden, sondern auch der Weg dahin klar wird. Eine gute Idee, wenn es z.B. um Vorschläge für neue Abläufe im Unternehmen geht, Umsetzung neuer Ideen, Einführung neuer Produkte.
Manchmal ist eben auch der Weg das Ziel!
- Eine 2. Variante ist, dass jede Kleingruppe im Rahmen ihrer Gruppenarbeit einen Vertreter bestimmt der die Ergebnisse in einem abschließenden Fishbowl vorstellt und vertritt.
Hier wird es interessant, wenn es wirklich um Pro und Contra geht. Im klassischen Seminar sollte hier der Fokus nicht darauf liegen, festzustellen, wer im Recht oder im Unrecht ist.
Machen Sie den Teilnehmern klar, dass es gut ist, Pro und Contra zu diskutieren, weil sich dahinter die vielen unterschiedlichen Sichtweisen auf ein Thema zeigen.
- In der 3. Variante verzichten Sie komplett auf eine Gruppenarbeit, und lassen die Aufgabe gleich im Fishbowl im Plenum besprechen. Die Aufgabe wird also live vor den Augen aller anderen Teilnehmer bearbeitet.
Allerdings laufen Sie bei dieser Variante Gefahr, dass sich ruhigere Teilnehmer hier überrumpelt fühlen, sich zurückziehen, und ihre Ideen für sich behalten. Sehr schade.
Ich könnte mir diese Vorgehensweise aus Gründen der Zeitersparnis vorstellen. Wenn Sie zeitlich aus dem Rahmen sind, so könnten Sie statt der geplanten Gruppenarbeit plus Auswertung hier gleich die Auswertung ansetzen.
Diese Variante erinnert mich außerdem an Gruppendiskussionen im Rahmen eines Assessment-Centers. Für mich war das immer ein echtes Fiasko, denn Gruppendiskussionen habe ich immer gehasst. Wenn ich mich umhöre, dann geht es vielen anderen ebenso. Also, DA werden Sie glatt zum gestressten Fisch im Goldfischglas. - Eine 4. Variante ist die Expertenvariante. Sie laden Experten zu einem bestimmten Fachgebiet ein. Die Fragen an die Experten kommen aus dem Plenum. Ihre Aufgabe als Moderator oder Trainer ist es, die Fragen zu moderieren, und die Zeit im Blick zu behalten. In der Präsenzveranstaltung melden sich die Teilnehmer, um ihre Frage zu stellen.
Im Webinar schreiben die Teilnehmer ihre Fragen in den Chat. Hier müssen Sie als Moderator manchmal ganz schön durchgreifen um die Zeitvorgabe einzuhalten. Entweder haben die Experten viel zu erzählen, oder die Teilnehmer haben so viele Fragen an die Experten, dass Sie damit auch drei weitere Webinare damit füllen könnten. - Eine 5. Variante ist die freiwillige Variante, bei der die Teilnehmer sich freiwillig an der Diskussion beteiligen. Stellen Sie 5-7 Stühle in der Mitte in einem Stuhlkreis auf, und schreiben Sie das Thema ans Flipchart.
Die Freiwilligen nehmen in der Mitte auf den leeren Stühlen Platz und beginnen zu diskutieren, nachdem Sie das Startsignal gegeben haben.
Hierbei kann jeder Teilnehmer frühestens nach 5 Minuten zwischendurch von einem anderen Teilnehmer außerhalb des Kreises abgelöst werden. Vergleichbar mit dem ‚Abklatschen‘ beim Wechsel eines Tanzpartners. Der abgeklatschte Teilnehmer verlässt den Kreis, der neu hinzugekommene nimmt seine Position ein. Dabei ist er nicht verpflichtet, den Diskussionspunkt seines Vorgängers fortzuführen, er kann das aber tun, wenn er möchte.
Als Trainer sollten Sie bei sehr aktiven Teilnehmern vorgeben, dass jeder neu hinzugekommene Teilnehmer mindestens 5 Minuten Zeit für das Mitteilen seiner Sichtweise oder Idee bekommt, bevor auch er wieder abgeklatscht werden kann. Wenn Sie das nicht ermöglichen, dann endet diese Diskussion in einem heillosen Durcheinander.
Wie läuft die Methode im Präsenztraining ab?
- Bitten Sie die 1. Teilnehmergruppe in den vorbereiteten Fishbowl.
- Nennen Sie noch einmal die Aufgabenstellung. Im besten Fall haben Sie diese während der gesamten Zeit für alle sichtbar auf dem Flipchart notiert.
- Geben Sie das Startsignal, und den Zeithinweis. Wenn Sie möchten, dass die Teilnehmer die Zeit selber in den Blick nehmen, dann bitten Sie die Teilnehmer, einen Zeitmanager zu wählen, zu bestimmen, festzulegen.
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- Halten Sie Ihre Zeitvorgaben ein. Wechseln Sie die Gruppen im Fishbowl wie angekündigt. Beantworten Sie am Ende im Plenum noch offene Fragen der Teilnehmer.
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Finden Sie noch weitere Varanten für einen Wechsel, z.B. nur Frauen, nur Männer, nur Auszubildende, nur nur Ausbilder…
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Wie läuft die Übung im Webinar ab?
- Grundsätzlich ist der Ablauf zum Präsenzfischbowl analog, nur dass Sie keine Stühle bereitstellen.
Bitten Sie die 1. Teilnehmergruppe in den vorbereiteten Fishbowl, indem Sie sie freischalten, d.h. bei edudip, dass Sie Ihren Teilnehmern das Mikrofon freischalten, so können die Teilnehmer miteinander sprechen.
Unter dem Whiteboard sehen Sie dann die Diskussionsteilnehmer in einer Reihe. Sogar in Bewegung, wenn Sie die Teilnehmer bitten, ebenfalls ihre Kamera freizugeben.
Schalten Sie für diesen Fall maximal vier Teilnehmer frei, um auch Teilnehmern mit einer geringen Bandbreite (miese Internetverbindung) ein Zuhören, oder Zusehen zu ermöglichen.Bei AdobeConnect können Sie die Teilnehmer im Diskussionslayout anordnen, d.h. alle aktiven Teilnehmer sind jetzt größer auf dem Whiteboard zu sehen. Bitten Sie dafür alle aktuell nicht aktiven Teilnehmer, ihre Kameras auszuschalten, und schalten Sie auch Ihre Moderatorkamera aus. So haben alle einen guten Blick auf die aktive Diskussionsgruppe. - Erinnern Sie sich noch an die Variante Nr. 5? Im Webinar würde diese Variante so aussehen:
Geben Sie maximal 4 freiwilligen Teilnehmern das Wort. Bitten Sie die Teilnehmer in den Chat zu schreiben, oder das Handzeichen-Symbol zu benutzen, wenn sie in der 1. Runde freiwillig mitmachen möchten.
Schalten Sie nun die Mikrofone der ersten Freiwilligen frei. Notieren Sie die vier Namen auf dem Whiteboard.
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- Bitten Sie die anderen Teilnehmer, die Fishbowl-Teilnehmer, die sie ersetzen möchten auf dem Whiteboard durchzustreichen, um dann ihren eigenen Namen anzufügen. Das zeigt Ihnen, wem Sie nach einer kurzen Info das Mikrofon entziehen, also ausschalten müssen, und wen Sie dann neu freischalten müssen.
Geben Sie auch in diesem Fall dem eingewechselten Teilnehmer seine fünf Minuten Zeit, um sein Statement abzugeben, bevor er oder sie durch den nächsten wieder ersetzt wird.
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- Nennen Sie noch einmal die Aufgabenstellung. Außerdem haben Sie diese während der gesamten Zeit für alle sichtbar auf dem Chart (PowerPoint) notiert.
- Geben Sie das Startsignal, und den Zeithinweis. Behalten Sie die Zeit im Blick. Entweder Sie bestimmen vorher den Zeitmanager, wenn Ihnen das wichtig ist, oder Sie bleiben als Moderator der Zeitmanager. Im Webinar müssen Sie immer sehr penibel auf die Zeit achten, weil Sie noch viel weniger davon haben, als im Präsenztraining.
- Halten Sie Ihre Zeitvorgaben ein. Wechseln Sie die Gruppen im Fishbowl wie angekündigt.
- Beantworten Sie am Ende im Plenum noch offene Fragen der Teilnehmer. Bitten Sie die Teilnehmer dazu jeder für sich noch einmal zu überlegen, welche Fragen aufgekommen sind. Lassen Sie diese Fragen in den Chat schreiben. So können Sie sicher sein, dass Sie alle Fragen im Blick haben, wenn Sie sie nacheinander abarbeiten.
FAQ
Typische Fragen und Troubleshooting:
Was mache ich, wenn die Teilnehmer sich im Kreis anschweigen?
Sie können dann die Arbeitsaufgabe noch einmal wiederholen, und fragen, an welcher Stelle es Unklarheiten gibt.
Wenn sich dann immer noch gar nichts tut, dann sollten Sie die allseits beliebte „Was’n hier los?“-Frage stellen. Vielleicht ist das kein fachliches Problem, sondern eine gruppendynamische Störung. Die sollten Sie im Blick behalten.
Wie lange soll die Übung dauern? Sind 5 Minuten nicht zu wenig?
Es gibt Themen, denen es mal ganz gut tut, wenn sie nicht allzu sehr in die Länge gezogen werden. So wird der Fokus hier einfach auf die wirklich wesentlichen Dinge geworfen!
Ich finde es ganz heilsam, auch mal die Zeit zu beschränken. aber das ist natürlich ganz allein Ihnen überlassen.
Aber mein Webinar dauert nur 60 Minuten, wie soll ich da so eine lange Übung machen?
Klar, denn die Teilnehmer haben auf diese Weise nicht nur den Inhalt, sondern gleichzeitig ein Verständnis fürs Thema, und den Praxistransfer, den die intensive Auswertung bietet. Wenn möglich, dann gliedern Sie doch Ihr gesamtes Thema auf diese Weise. So ist es keine thematische Berieselung, sondern aktives Lernen.
Wie? Sie machen also eine kurze Einführung, dann diese Übung, ein kurzes Round up – und Tschüss! Mehr Webinar braucht kein Mensch.
Was ist denn, wenn die Teilnehmer Fragen zu den Inhalten haben?
Es kann sein, dass die Teilnehmer auf Inhalte stoßen, mit denen sie nichts anfangen können,
… weil sie es nicht richtig verstanden haben,
… weil es falsch ist oder sich Anmerkungen widersprechen,
… weil Sie als Trainer vielleicht zu schnell davon ausgegangen sind, dass die Teilnehmer alles verstanden haben.
Für all das bieten Sie eine abschließende Schlussrunde an, in der Sie als Trainer diese Inhalte noch einmal kurz zusammenfassend erklären. Das ist genau der richtige Punkt, denn hier vermitteln Sie genau das Wissen, was die Teilnehmer benötigen.
Nun, wenn Sie es genau betrachten, dann können auch die Teilnehmer an so einem Fishbowl manchmal etwas gestresst aussehen.
Manch einer plustert sich vielleicht auch ein wenig auf und rollt mit den Augen? Image may be NSFW.
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Jetzt bin ich aber neugierig.
Welche Erfahrungen haben Sie denn mit dieser Übung offline oder/und online?
Ich freue mich auf Ihre Kommentare.
Der Beitrag Methode zur Auswertung: Wie Sie den Fishbowl in Seminar und Webinar nutzen erschien zuerst auf Sandra Dirks - apprenti.